Testbericht Citroen C3 Pluriel

Kultauto unserer Generation

[10.05.2007] Auto-News | em

Mit dem C3 Pluriel setzt Citroen eine Tradition fort, die das Unternehmen vor rund 30 Jahren zum kreativsten Autobauer Europas machte: Der Wagen könnte – so wie einst die legendäre "Göttin" DS19 oder die puristische "Ente" 2CV – zum Kultauto einer ganzen Generation werden.

Wenn eine Limousine zum "Cabriolet des Jahres" gewählt wird, darf man das wohl als paradox bezeichnen. Der neue  Citroen C3 Pluriel hat dieses Kunststück auf dem Genfer Automobilsalon im Frühling 2003 fertig gebracht. Er hätte ebenso gut als Roadster zum Pick-Up oder als Cabriolimousine zum Spider des Jahres gewählt werden können - je nach Standpunkt der Juroren. Denn der neue Kleine aus Frankreich vereint gleich fünf verschiedene Autos in einem.

Auf den Wetterbericht achten

Mit ein paar Handgriffen lässt sich aus dem geschlossenen Pluriel eine Cabriolimousine mit geöffnetem Panoramadach bis zum Heck machen. Oder, wem das an Offenheit noch nicht reicht, mit dem komplett in einem Fach unter dem Kofferraum versenkten Dach samt Rückscheibe ein viersitziges Cabriolet. Will man sperrige Dinge wie einen Kühlschrank transportieren, wandelt sich der offene Pluriel mit hoch geklappten Fondsitzen bei Bedarf zum Kleinlaster à la Pick-Up. Und schließlich lassen sich noch die beiden Dachholme entfernen - das Ergebnis ist ein Spider, der in puncto Frischluftversorgung der Insassen keine Wünsche offen lässt. Das setzt allerdings einen zuverlässigen Wetterbericht ohne Regenvorhersage voraus, denn die beiden Dachträger müssen mangels Staufach zu Hause bleiben.

Zum Glück ist Regen im Sommer an der Costa del Sol, wo sich zwischen Mai und September die Schönen und Reichen treffen, selten. Genauso wie einsame Strände in unmittelbarer Nachbarschaft des örtlichen Yachthafens Puerto Banús. Angeblich sind hier mehr Rolls-Royce, Ferrari und Porsche als an irgendeinem anderen Ort des Kontinents versammelt. Und die Portiers der noblen Golfhotels können neben arabischen neuerdings auch russische Brocken parlieren. Vor dieser mondänen Kulisse also machen wir Bekanntschaft mit dem Pluriel. Oben völlig ohne, wie es sich bei diesem Wetter gehört.

Wir fahren die starke Version mit 1,6 Litern Hubraum und 110 PS, außerdem gibt es noch ein 1,4-Liter-Triebwerk mit 75 PS, im nächsten Jahr soll noch ein kleiner Diesel hinzu kommen. Zugegeben: Der Kleine ist kein rasanter Sportwagen. Dennoch fährt er sich agil und spritzig, liegt dank der elektronischen Servolenkung gut in der Hand, und wenn sein Heck in allzu flott gefahrenen Kurven zum Überholen ansetzen will, greift das serienmäßig vorhandene Stabilitätsprogramm ESP sofort mäßigend ein. Wie es sich für ein französisches Auto gehört, transportiert er seine Insassen sehr bequem. Für deutschen Geschmack könnte die Fahrwerksabstimmung vielleicht etwas härter sein.

Auf der bestens ausgebauten Nationalstraße 376, die zwischen Marbella und Estepona rechts ab ins Gebirge nach Ronda führt, bedienen wir das Getriebe zunächst mit den beiden Wippschaltern am Lenkrad ohne Kupplung per Hand, machen es uns aber nach ein paar Kilometern so richtig gemütlich: Ein Knopfdruck und der Pluriel 1,6 schaltet voll automatisch. In einem Spider ohne nennenswerte Arbeit unter spanischer Sonne dahin zu gleiten - das ist Fahrfreude pur.

Kaum Fahrtwind zu hören

Was in vielen anderen offenen Autos nerven kann – der dröhnende Fahrtwind bei höherem Tempo – fehlt im Pluriel fast ganz. Ein winziger Spoiler oberhalb der Windschutzscheibe fängt störende Zugluft wirksam ab und lässt selbst bei Tempo 100 noch Unterhaltung mit dem Beifahrer in Zimmerlautstärke zu. Eine andere cabriotypische Unart allerdings weist das Auto dann doch auf: Als wir vor der Stierkampfarena in Ronda parken, der ältesten ganz Spaniens, steht der Pluriel mit einem Bein auf dem Bürgersteig. Das genügt, um seine Karosserie so stark zu verwinden, dass sich sein Kofferraum nicht mehr öffnen lässt. Doch das ist so ziemlich sein einziges Manko. Ansonsten bietet der Kleine reinen Fahrspaß.

Dass er zudem mit seinem pfiffigen Design ein echter Hingucker ist, merken wir am frühen Abend: Wir zockeln gemächlich in Richtung Puerto Banús, wo wir uns auf einen Sundowner am Hafen freuen. Im dunkelgrauen, offenen Ferrari vor uns sitzt eine ansehnliche Dame am Volant – entweder die echte Ornella Muti oder ein perfektes Double der italienischen Filmschönheit. Da recken sich natürlich sämtliche Hälse in den Straßencafés. Aber nicht nur wegen der vermeintlichen Leinwand-Beauty und ihrem Italo-Flitzer. Auch der Pluriel erntet bewundernde Blicke, was aber bei uns keinen roten Kopf verursacht. Den haben wir schon. Von der Sonne.

Technische Daten C3 Pluriel 1.6i 16V

  • Motor: Vier Zylinder, 16 Ventile, 1,6 Liter Hubraum, 80 kW/110 PS
  • Getriebe: Halbautomatisches Fünfganggetriebe, auf Vollautomatik umschaltbar
  • Maße: Länge x Breite x Höhe: 3934 mm x 1700 mm x 1563 mm
  • Kofferraumvolumen: 266 Liter
  • Leergewicht: 1177 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 1543 kg
  • Fahrleistungen: Von 0 auf 100 km/h: 11,6 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit 185 km/h
  • Verbrauch: 6,6 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer
  • Grundpreis: 17.350 Euro
  • Zusatzausstattung: Leichtmetallfelgen 515 Euro; Metaliclackierung 370 Euro; Klimaanlage 1.450 Euro; Radio mit CD-Spieler 500 Euro