Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) in Hamburg-St. Georg.
Quelle: KMJ / wikipedia.de / GFDL

Fernbusse: Busbahnhöfe hinken Nachfrage hinterher

Noch nicht alle Busbahnhöfe haben mit dem Fernbus-Boom mitgezogen

[28.02.2017] Ratgeber | ag

Die massive Nachfrage im Bereich der Fernbusse ist bisher noch nicht bei allen Busbahnhöfen angekommen. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Untersuchung des ADAC. Der größte deutsche Automobilclub hat im Juni und Juli 2016 insgesamt zehn Busbahnhöfe in ganz Deutschland unter die Lupe genommen. Das Augenmerk wurde auf 60 Eigenschaften aus den Bereichen Ausstattung, Zugänglichkeit, Sicherheit, Information und Komfort gelegt.

Die Ergebnisse sind teilweise erschreckend. Viermal konnte zwar die Note "gut" vergeben werden. Die betroffenen Bahnhöfe waren jene in Stuttgart (SAB), Hamburg (Bus-Port ZOB), Hannover (ZOB) und München (ZOB). Danach fiel allerdings dreimal nur das Urteil "ausreichend", hier für Mannheim (Busbahnhof), Berlin (Südkreuz) und Rostock (ZOB). Dortmund (ZOB) erhielt gar die Note "mangelhaft" und Bremen (ZOB) und Göttingen (ZOB) mussten sogar "sehr mangelhaft" hinnehmen.

Die verbreitetsten Mängel betreffen den Wetterschutz und die Barrierefreiheit. Außerdem fehlen Informationssysteme und automatische Anzeigen. Nur vier der Bahnhöfe, nämlich Hamburg, Hannover, München und Stuttgart, verfügen über solche Displays. Auch Durchsagen werden nur in Sonderfällen durchgeführt. 

Spitzenreiter der Busbahnhöfe: SAB Stuttgart

Der SAB Stuttgart, der das beste Ergebnis erreichte, schneidet in diesen Kategorien gut ab. Hier sind die Fahrgäste auf der gesamten Strecke vor Niederschlägen geschützt. Er ist zudem mit einem Leitsystem für Sehbehinderte ausgestattet. Außerdem wartet hier ein zentraler Ticketschalter auf die Fahrgäste. Auch Wasch- und Duschmöglichkeiten sind vorhanden, ebenso ein Wickelplatz für Babies. Punkten konnte der Bahnhof auch mit weiteren Einkaufs- und Parkmöglichkeiten. Auch die Fahrgastinformationen sind vorbildlich gelöst: der Bahnhof verfügt über eine eigene Website, elektronische, mehrsprachige Anzeigen sowie Durchsagen zu Ankunft und Abfahrt der Busse. Haupt-Manko des Busbahnhofs ist allerdings seine Lage: am Flughafen ist er weit vom Stadtzentrum entfernt.

Die Schlusslichter: Göttingen und Bremen

Die Busbahnhöfe Göttingen und Bremen erhielten die schlechtesten Wertungen. Hier fehlen elektronische Anzeigen sowie weitere Serviceeinrichtungen. Wetterschutz ist ebensowenig ausreichend vorhanden. Zusätzlich sind beide Busbahnhöfe nicht barrierefrei eingerichtet.

Alexander Möller, Geschäftsführer Verbraucherschutz des ADAC e.V., fasst die Beobachtungen so zusammen: „Der Fernbusmarkt hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die zugehörige Infrastruktur. Das heißt, den idealen Busbahnhof gibt es bislang noch nicht. Die Angebote der Städte bilden derzeit nicht die Mobilitätsbedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste ab. Hier sollte dringend nachgebessert werden“.