Werkstattbesuch
Quelle: wavebreakmedia

Regelmäßig Bremsflüssigkeit prüfen

Bevor die Bremsen versagen: Bremsflüssigkeit auffüllen

[15.04.2015] Ratgeber | al

Es ist wohl eines der Schreckensszenarios jedes Autofahrers: ein plötzliches Hindernis auf der Fahrbahn und auf einmal versagen die Bremsen. Eine solche Situation ist sicherlich die seltene Ausnahme, dennoch kann man vorbeugen, in dem man die Bremsflüssigkeit regelmäßig kontrolliert und wenn nötig nachfüllen lässt. Dabei spielt nicht nur der Stand der Flüssigkeit eine Rolle, sondern auch deren Alter. Aktuelle Studien belegen, dass über 50 Prozent der Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen mit überalterter Bremsflüssigkeit unterwegs sind. Ein alarmierendes Ergebnis wenn man die möglichen Folgen bedenkt.

So funktioniert ein Bremsvorgang

Die Bremsflüssigkeit wird allgemein in der hydraulischen Übertragungseinrichtung von Fahrzeugbremsen und Kupplungen verwendet und spielt bei der Umsetzung der Bremskraft eine tragende Rolle. Das Chemiegemisch aus sogenannten Polyglykolverbindungen und weiteren Stoffen wie Korrosionsschutzmitteln oder Mineralölen, wird beim Bremsvorgang über das Bremspedal und den Bremskraftverstärker in die Bremskreise gepresst und drückt so die Bremsbeläge auf die Bremsscheiben und -trommeln. Zwei essentielle Punkte für die einwandfreie Funktionstüchtigkeit einer Bremsanlage, sind ein ausreichender Bremsflüssigkeitsstand sowie der korrekte Siedepunkt der Bremsflüssigkeit. Dieser muss ausreichend hoch sein um den benötigten Bremsdruck erzeugen zu können.

Alter der Bremsflüssigkeit entscheidend

Ist der Stand der Bremsflüssigkeit zu niedrig oder die Bremsflüssigkeit zu alt, kann es zu erheblichen Problemen innerhalb der Bremsanlage kommen. Doch was hat es mit dem Alter der Flüssigkeit auf sich? Bremsflüssigkeit ist wasserfrei, zählt aber zu den hygroskopischen Stoffen. Das heißt, dass die Flüssigkeit aus ihrer Umgebung Wasser aufnimmt. Steigt der Wasseranteil in der Bremsflüssigkeit auf über 3 Prozent, sinkt gleichermaßen der Siedepunkt. Auf diesem Wege kann es bei der Erhitzung der Bremsflüssigkeit, etwa bei Fahrten auf der Autobahn, zu Blasenbildungen kommen. Diese Dampfblasen können die Bremsflüssigkeit aus den Leitungen zurück in den Ausgleichsbehälter drücken und im schlimmsten Falle so zu einem Ausfall der Bremsanlage führen. In manchen Fällen kann durch wiederholtes und schnelles Nachtreten des Pedals zwar die Bremswirkung teilweise wiederhergestellt werden, je nach Situation kann dies jedoch unabsehbare Folgen haben.

Eine regelmäßige Kontrolle der Bremsflüssigkeit ist unerlässlich

Um unnötige Ausfälle zu vermeiden, ist eine regelmäßige Kontrolle der Bremsflüssigkeit unverzichtbar. Zwar wird der Stand auch bei den regelmäßigen Werkstattinspektionen kontrolliert, jedoch schadet es nicht, selbst einen Blick in den Motorraum zu werfen. Vor allem vor längeren Fahrten sollten Sie alle relevanten Flüssigkeitsstände im Motorraum prüfen.

So prüfen Sie den Stand der Bremsflüssigkeit

Vor der Überprüfung des Flüssigkeitsstands, sollte das Auto auf einer ebenen Fläche geparkt werden. Öffnen Sie die Motorhaube und suchen Sie einen kleinen, grauen Behälter, der sich meist im oberen Bereich der Fahrerseite befindet. Die genaue Platzierung ist jedoch auch in der Betriebsanleitung des Fahrzeugs abgebildet. In der Regel kann der Stand, der durch „MIN“ (Minimum) und „MAX“ (Maximum) Linien gekennzeichnet ist, ganz einfach von außen abgelesen werden. Bei älteren Fahrzeugmodellen wird der Stand hingegen mit einem Messstab geprüft. Im Zweifelsfall hilft aber auch hier das Fahrzeughandbuch weiter. Tendiert der Flüssigkeitsstand in Richtung „MIN“ oder liegt gar darunter, sollte dringend Bremsflüssigkeit aufgefüllt werden.

Immer auf den Einsatz der richtigen Bremsflüssigkeit achten

Vor dem Einfüllen der neuen Bremsflüssigkeit, muss die Produktkennzeichnung beachtet werden. Denn nicht jede Bremsflüssigkeit ist für jedes Auto geeignet. Die genaue Bezeichnung der benötigten Flüssigkeit findet sich ebenfalls im Handbuch des Wagens. In der Regel eignen sich Flüssigkeiten mit einer „DOT3“ oder „DOT4“ Kennzeichnung für die meisten Autos. DOT steht dabei für das „United States Department of Transportation“, das den Standard für die 3 verschiedenen Bremsflüssigkeitsklassen (DOT3, DOT4 und DOT5) eingeführt hat. Jede Klasse zeichnet sich dabei durch verschiedene Siedepunkte aus.

Bremsflüssigkeit auffüllen

Das Auffüllen der Bremsflüssigkeit kann in der Regel von einem Laien durchgeführt werden. Da die Bremsanlage nach dem Auffüllen jedoch gegebenenfalls entlüftet werden muss, ist der Besuch einer Fachwerkstatt empfehlenswert. Steht die richtige Bremsflüssigkeit parat, kann in den entsprechenden Behälter eingefüllt werden. Dafür sollte ein Trichter verwendet werden, um keine Flüssigkeit im Motorraum zu verschütten. Vor dem Schließen des Behälters, sollte die Verschlusskappe mit einem trockenen Tuch gereinigt und von eventuellen Schmutzpartikeln befreit werden. Geraten solche Partikel in die Flüssigkeit, können sie sich negativ auf die Bremswirkung auswirken. Grundsätzlich ist alle zwei Jahre ein kompletter Wechsel der Bremsflüssigkeit ratsam um die Langlebigkeit der Bremsanlage zu gewährleisten. Auch dazu ist der Besuch eines Fachbetriebs ratsam, da das Spezialwerkzeug notwendig und das Gemisch der Bremsflüssigkeit gesundheits- und umweltschädlich ist. Treten zwischenzeitlich Probleme mit den Bremsen auf, kann ein Kfz-Meisterbetrieb eine individuelle Siedepunkt-Messung vornehmen um den Zustand der Flüssigkeit zu überprüfen.