Zukunftsvision selbstfahrendes Auto

Auch Selbstfahrende Autos gibt es in Zukunft nur mit gültigem Führerschein

[18.03.2015] Ratgeber | jp

Einfach in sein Auto steigen und auf dem Weg zur Arbeit noch eine Runde schlafen oder in Ruhe frühstücken. Damit man sich irgendwann diesen Luxus gönnen kann, müssen Automobilindustrie, Politik und Elektronikkonzerne wohl noch einen langen Weg zurücklegen und wichtige Fragen klären. Wir sagen Ihnen, wie es derzeit um das selbstfahrende Auto bestellt ist.

Der Mercedes F015 setzt neben seinen autonomen Fahreigenschaften auf ein futuristisches Design, gepaart mit High-Tech wie etwa Fußgängerkommunikation, Foto: Daimler

Daimler sieht sich vorne

Es scheint die nächste große Revolution am Automobilmarkt zu werden: Autos, die selbstständig und ohne Fahrer die Straßen befahren und ihre Insassen vollautomatisch von A nach B bringen. Soweit ist es zwar noch lange nicht, aber an dieser Vision arbeiten nahezu alle Autohersteller. Und auch Medienriesen wie Apple oder Google wollen im zukünftigen Markt der selbstfahrenden Autos mitmischen. Derzeit sieht sich der deutsche Daimler-Konzern in einer Führungsposition und punktete zuletzt mit neuen Innovationen. Daimler-Chef Dieter Zetsche forderte unlängst von der deutschen Politik die Ausarbeitung klarer Richtlinien für führerlose Fahrzeuge auf deutschen Straßen. Ohne eine Anpassung der StVO bestünde die Gefahr, dass die deutschen Hersteller einen gravierenden Wettbewerbsnachteil auf dem Weltmarkt erlitten.

Selbstfahrende Autos nur mit gültigem Führerschein?

Schon im August 2013 bewältigte der autonom fahrende Mercedes-Benz S 500 Intelligent Drive die 100 Kilometer lange historische Bertha-Benz-Route von Mannheim nach Pforzheim ohne Eingriffe des Fahrers. Das zeigt: technisch sind selbstfahrende Autos bereits heute möglich. Jedoch benötigt man auch für ein automatisches Vehikel einen gültigen Führerschein. Das ist einem 2014 veröffentlichten Papier der Vereinten Nationen zu entnehmen, dass das seit 1968 geltende Wiener Übereinkommen zum Straßenverkehr ergänzt. Demnach sind Systeme mit denen ein PKW autonom fahren kann dann zulässig, wenn sie jederzeit durch den Fahrer gestoppt werden könnten. Also dürften selbstfahrende Autos nur mit gültiger Fahrerlaubnis genutzt werden.

Testfahrten autonom fahrender Autos

Doch bis es soweit ist, müssen entsprechende Fahrzeuge noch viele Testkilometer bewältigen. Genau das ist jedoch nicht immer unproblematisch. Denn während Testfahrten von autonomen Autos in den USA bereits möglich sind, muss in Deutschland auf private Teststrecken ausgewichen werden. Reale Verkehrsbedingungen, wie sie zum Beispiel auf städtischen Straßen herrschen, lassen sich dort allerdings nicht optimal simulieren. Daher testet Mercedes Benz bereits seit September unter anderem auf öffentlichen Straßen im US-Bundesstaat Kalifornien.

Das Design der Zukunft

Auf den großen Automessen spielen die selbstfahrenden Autos noch eine Untergeordnete Rolle. Zuletzt war die CES in Las Vegas Hauptschauplatz für die neusten Innovationen in diesem Bereich. Auf der Technik Messe präsentierten mit VW, Mercedes, BMW und Audi gleich vier große deutsche Hersteller ihre Entwicklungen in Sachen führerlose Fahrzeuge. Während sich BMW und VW auf das selbstständige Einparken fixierten, präsentierte Mercedes mit dem F015 ein futuristisches Fahrzeug, dass mit Touchscreens in den Türen und einem großen LED Kühlergrill ausgestattet ist, über den mit Fußgängern kommuniziert werden kann. Auch ein Zebrastreifen kann als Zeichen der Sicherheit vor die Motorhaube projiziert werden. Im Innenraum lassen sich sogar die vorderen Sitze der Studie entgegen der Fahrtrichtung drehen, womit eine typische Wohnzimmeratmosphäre geschaffen werden soll, die viele von selbstständig fahrenden Autos erwarten. Audi setzt stattdessen auf klassisches Design und chauffierte Journalisten über 900 Kilometer weitestgehend autonom in ihrem CES Jack auf Basis des RS7 zur Technikmesse.

Google setzt auf süße Kugeln

Im krassen Gegensatz dazu steht das Design der führerlosen Autos von Google von Google. Der Internetkonzern setzt auf ein niedliches Äußeres mit runden Formen und großen Fensterflächen, das entfernt an einen Smart erinnert. So soll Angst vor „bösen Robotern“ vermieden werden. Das Auto von Google hat im Gegensatz zu den Projekten der Konkurrenz nicht einmal mehr Lenkrad und Pedale. Damit ist es auch der erste Prototyp, bei dem der Fahrer nicht mehr manuell eingreifen kann. Aufgrund der diffusen Rechtslage wird aber wohl eine temporäre Steuerungsmöglichkeit eingeführt. Innerhalb der nächsten fünf Jahre will Google seine autonomen Autos zur Marktreife entwickeln.

Wer bei Unfällen zahlen muss

Kommt es zu einem Unfall mit einem autonomen Fahrzeug, muss geklärt werden wer für Schäden zahlt. Die Allianz hat Anfang des Jahres bereits angekündigt ihre Versicherungen auch für selbstfahrende Autos zu öffnen. Im Schadensfall könnte eine entsprechende Anpassung dazu führen, dass nicht mehr der Fahrer belangt wird, sondern der Hersteller. Wie genau eine solche Kfz-Versicherung aber im Detail aussehen wird, muss sich zeigen. Zuerst müssen autonome Autos zur Marktreife hin entwickelt werden.