Autogas (LPG)
Quelle: Chevrolet

Autogas (LPG)

Vom Abfallprodukt zum kostengünstigen Treibstoff: Autogas (LPG)

[30.09.2014] | al

Autogas, im internationalen Gebrauch auch kurz LPG (für Liquefied Petroleum Gas) genannt, hat sich in den letzten Jahren europaweit als preisgünstiger alternativer Kraftstoff für Fahrzeug-Verbrennungsmotoren etabliert. Vor allem die im Vergleich zum Benzin niedrigeren Kraftstoffpreise und das große Tankstellennetz, sind gute Argumente für die Nutzung von Autogas.

Als LPG-Autogas kommt eine Mischung aus Propan und Butan zum Einsatz. Beide Gase sind seit langem auch als Brenn-, Heiz- und Treibgase bekannt sind. Die hohe Leistungseffizienz und die rückstandsfreie Verbrennung mit extrem niedriger Schadstofferzeugung, machen diese gasförmigen, fossilen Brennstoffe als Energiequelle interessant. Da Propan und Butan als Nebenprodukt, sogenanntes Begleitgas, bei der Raffinierung und Förderung von Erdöl und Erdgas auftreten, ist auch die Herstellung verhältnismäßig kostengünstig, was sich in den günstigen Preisen an Autogastankstellen niederschlägt. Um Autogas transportieren und lagern zu können, wird es nach der Förderung unter hohem Druck in einen flüssigen Zustand versetzt und dann in Gasflaschen oder Gastanks abgefüllt.

Kalkulierte Kosten für die Umrüstung

Beschreibung Benzin LPG
Treibstoffkosten 100 km
Jährliche Ersparnisse gg. Benzin
Ersparnise nach x Jahren

Autogas - Eine alte Technik kommt zu neuem Ruhm

Die Verwendung von LPG-Autogas als Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen ist nicht neu. Schon Nicolaus August Otto, der Erfinder des gleichnamigen Ottomotors, setzte für seine Verbrennungsmotoren Gas als Energiequelle ein. In den USA kamen bereits in den 1920er Jahren Autogasmotoren zum Einsatz und 1935 wurde in Hannover die erste deutsche Gastankstelle in Betrieb genommen. In den 70er Jahren war Autogas, bedingt durch die große Ölkrise, in Ländern wie Italien und den Niederlanden weit verbreitet, geriet dann aber wieder in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren rückte die Technik aufgrund steigender Ressourcenknappheit und hoher Benzinpreise wieder verstärkt in den Fokus und wurde mit moderner Technik weiterentwickelt und optimiert.

Verringerter CO2 Ausstoß

Je nach Butananteil, liegt die Oktanzahl von Autogas zwischen 105 und 115. Chemische Zusätze, wie sie bei der Produktion von Benzin zum Einsatz kommen, sind aufgrund der erhöhten Oktananzahl des LPG-Flüssiggases nicht notwendig. Das führt zu einer deutlich verbesserten Umweltbilanz dieser Treibstoffart: im Vergleich zur üblichen Benzin-Verbrennung liegt der CO2 Ausstoß 15 Prozent und der Schadstoffaustoß von Stickoziden sogar um 20 Prozent niedriger.

Fahrzeuge auf eine Autogasanlage umrüsten

Der Markt für Autogas betriebene Fahrzeuge, wächst in den letzten Jahren konstant. Neben Serienmodellen mit Autogasanlagen ab Werk, werden auch immer mehr Wagen nachträglich auf Gasbetrieb umgerüstet. Die Umrüstung auf eine Autogasanlage ist recht unkompliziert und erfolgt ohne jegliche mechanische Veränderung am Fahrzeugmotor. Ottomotoren eignen sich dabei besonders gut für einen Umbau, da sich die Verbrennungseigenschaften von LPG und Benzin sehr ähneln. Es muss lediglich eine zusätzliche Gasleitung gelegt werden, durch die das Gas anstelle des Benzins zur Zündkerze geleitet und entzündet wird, um die Zylinder des Motors in Bewegung zu versetzen. Zudem muss ein geeigneter Tank installiert werden, der meist in der Reserveradmulde im Kofferraum verbaut wird. Größe und Bauart des Gastanks können allerdings je nach den Bedürfnissen des Fahrzeughalters variieren. Da es sich bei den Gastanks nicht um Hochdruckbehälter handelt, ist eine Vielzahl von Tankformen möglich.

Die Kosten für die Umrüstung auf eine Autogasanlage liegen zwischen 1.800 und 3.000 Euro. Der Preis orientiert sich dabei am gewählten System des Autogasanlage und der Zylinderzahl des Fahrzeugs.

Eine Umrüstung von Diesel-Fahrzeugen ist hingegen aufwändiger und somit teurer, da hier aufgrund der Beschaffenheit von Diesel-Motoren, eine zusätzliche Zündung berücksichtigt werden muss. Die Umrüstung eines Diesel-Fahrzeugs auf Autogas rechnet sich daher nur für Fahrzeuge mit einem hohen Kraftstoffverbrauch, zum Beispiel bei Lastkraftwagen oder Bussen.

Nach der Umrüstung kann allerdings nicht gänzlich auf herkömmliches Benzin verzichtet werden. Der Anlasser eines Autos benötigt weiterhin Benzin für die erste Zündung benötigt. Daher bleibt auch die Benzintanköffnung samt Tankdeckel erhalten. Der Tankstutzen für die Gaseinfüllung wird in der Regel neben, über oder unter dem Benzindeckel eingebohrt, oder an einer passenden Stelle im unteren Bereich einer Heckseite des Fahrzeugs angebracht. Während der Fahrt kann dann jederzeit zwischen Gas und Benzinverbrennung umgeschaltet werden.

Der Umbau auf eine Autogas-Anlage sollte in jedem Fall durch eine lizenzierte Fachwerkstatt erfolgen. Eine solche prüft, ob das Fahrzeug generell für den Betrieg mit Autogas geeignet ist und ob nach dem Einbau Gas entweicht. Nach der Umrüstung muss die Anlage zudem vom TÜV abgenommen und in die KFZ Papiere eingetragen werden.

Autogas tanken

Zur Gasbetankung wird ein aufschraubbarer Tankadapter benötigt, der auf den kleinen Tankstutzen der Gastanköffnung aufgeschraubt wird. Die Füllpistole wird dann mit dem angebrachten Adapter verschraubt um Gasaustritt zu vermeiden. Zusätzlich sorgt ein Rückschlagventil in der Zapfsäule dafür, dass der Tankvorgang rechtzeitig abgeschaltet wird, um eine Überfüllung zu vermeiden. Dieser Sicherheitsmechanismus kommt auch bei Füllproblemen oder defekten Rohrleitungen zum Einsatz und verhindert unkontrolliertes Entweichen von Autogas. Während des Tankvorgangs muss zudem ein Sicherheitsknopf an der Zapfsäule dauerhaft gedrückt werden um das Gas aufzufüllen. Beim Betätigen des Knopfes stoppt die Gaszufuhr sofort. Trotz aller technischen Sicherheitsmaßnahmen empfiehlt es sich dennoch, bei der Auffüllung des Tanks einen Handschuh zu tragen. Da das Gas flüssig bei -40 Grad Celsius getankt wird und der Wechsel vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand der Umgebung Wärme entzieht, kann der Hautkontakt mit Flüssiggas im schlimmsten Fall zu Kälteverbrennungen führen.

KFZ-MAG.de Tipp: Das es aktuell noch keine europaweite Norm für Füllpistolen an LPG-Zapfanlagen gibt, sollten vor Auslandsreisen die landestypischen Normbedingungen für Füll-Systeme geprüft werden, so dass man sich ggfs. ein weiteres passendes Adapterstück zulegen kann. In Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Luxemburg u.a. ist das ACME Füllsystem Standard. Weitere gängige Systeme sind das Bajonette- oder Dish Coupling System.

Sicherheit von LPG-Anlagen

Umbau auf eine Autogasanlage
Vertrauen Sie beim Umbau auf eine Autogasalage auf eine Fachwerkstatt, Foto: Karin & Uwe Annas

Bei richtigem Einbau sowie sorgfältiger Einhaltung der Prüfintervalle samt -richtlinien sind LPG-Autogassysteme nicht gefährlicher als herkömmliche Benzinanlagen. Der Gastank besteht in der Regel aus einer etwa 3,5 mm starken Stahlwand und ist für einen Betriebsdruck von maximal 20 bar ausgelegt. Zudem unterbrechen Sicherheitsventile die Zufuhr des Autogases, sobald die Benzinzufuhr zugeschalten wurde, so dass sich beide Treibstoffarten nicht miteinander vermischen können. Gerade bei starker Hitzeeinwirkung, zum Beispiel bei einem Brand des Fahrzeugs, verhindert dies die Gefahr von Explosionen. Bei besonders schweren Unfällen ermöglichen diese Ventile zudem ein kontrolliertes Abblassen des Gases.

Veränderungen der Motorleistung

Im Praxisgebrauch verdrängt LPG-Autogas Luft aus dem Zylinder, was weniger Sauerstoff für die Verbrennung im Motor und somit weniger Leistung bedeutet. Durch eine homogenere und bessere Zylinderfüllung kann dies allerdings ausgeglichen werden. Im Optimalfall kann die Leistung sogar geringfügig gesteigert werden. Motoren mit Turbolader oder Kompressor können den Leistungsverlust zudem durch einen höheren Ladedruck und eine dementsprechend höhere Sauerstofffüllung ausgleichen. Die hohe Oktanzahl von LPG Gas unterstützt diesen Umstand zusätzlich. Bei klassischen Saugmotoren muss jedoch mit einem Leistungsverlust gerechnet werden.

Preise, Kosten und Verbrauch

Der Literpreis für Autogas bewegt sich in Deutschland derzeit zwischen 0,60 und 0,92 Euro und ist damit im Durchschnitt 0,75 Euro günstiger als Benzin. Beim direkten Vergleich mit dem herkömmlichen Kraftstoff muss jedoch berücksichtigt werden, dass das Flüssiggas eine geringere Stoffdichte als Benzin- und somit einen geringeren Brennwert hat. Daraus resultiert ein steigender Literverbrauch von 15 bis 20%, was in etwa einer Kraftstoffkosteneinsparung von 60 bis 70% gegenüber Benzinanlagen bedeutet. In wie fern sich die Umrüstung auf Autogas allerdings effektiv rechnet, hängt von diversen Faktoren wie Verbrauch, Preis der Umrüstung, Anzahl der jährlich gefahrenen Kilometer, der steuerlichen Preisentwicklung sowie dem Fahrzeugtyp ab.

Verbreitung von LPG-Tankstellen

Die Vorzüge der LPG Autogasnutzung haben in den letzten Jahren für einen großen Anstieg von LPG-Anbietern gesorgt. Alleine in Deutschland gibt es derzeit mehr als 6.650 LPG-Autogas-Tankstellen, Tendenz steigend.