BMW Cabrio 330Ci im Redaktionstest

Straßenlage: Unerklärliche Schwächen

[10.05.2007] Auto-News | em

Das BMW 330 Ci Cabrio ist der jüngste Neuzugang im JustMotors-Fuhrpark. Ausgestattet ist der Dreier in der Variante vor dem Facelift mit dem bulligen drei Liter Sechzylinder, dem M-Fahrwerk, großem Navigationssystem und vielen Extras, die die Aufpreisliste hergibt. Das Cabrio entwicklete sich zwar schnell zum Liebling der Redaktion, doch so mancher Testfahrer rieb sich nach der ersten Probefahrt verwundert die Augen: Das M-Fahrwerk offenbarte eklatante Schwächen.

Kräftiger, aber durstiger Motor

Mit satt über 50.000 Euro schlägt das viersitzige Dreier Cabrio zu Buche. Mit 231 PS und einem Drehmoment von 300 Nm ist der Reihensechszylinder über jeden Zweifel erhaben. Auch das Automatikgetriebe zwackt nicht viel vom Vortrieb ab. Durchschnittlich 13,8 Liter Superplus sind aber selbst bei diesen Fahrleistungen einfach zu viel. Entäuschend auch die Höchstgeschwindigkeit: Statt der 240 Stundenkilometer schafft das Cabrio geschlossen gerade 220, zumindest laut Tacho. Die Optimisten unter den Testern hoffen darauf, dass sich der Motor erst ordentlich einlaufen muss, bevor er sich zu Höchstleistungen aufschwingen kann. Die Pessimisten hingegen meinen, 5.000 Kilometer hätten dafür schon ausreichen müssen. Erst spätere Tests werden zeigen, was der Motor wirklich kann.

Perfektes Verdeck

Die Verarbeitung ist BMW-typisch perfekt: Die beigen Ledersitze sind sauber vernäht, die Karosserie des offenen Wagens verwindungssteif und selbst bei unruhiger Fahrbahn sind nur wenige bauartbedingte Knackser zu hören. Das große Navigationssystem leistete sich keinen einzigen Ausrutscher, die TV-Funktion des 16:9-Monitors ist hingegen eher in die Kategorie "nette Spielerei" einzuordnen. Ungetrübtes "oben offen-Gefühl" kommt nur mit Windschott auf, das aber im Einsatz die beiden hinteren Sitze blockiert, die jedoch auch ohne Windabweiser größer Gewachsenen nur wenig Raum bieten. Die vorderen Sitze könnten angesichts der Motorisierung einen Tick straffer sein. Höhepunkt des Cabrios ist sicherlich das vollautomatische Stoff-Verdeck, das ohne jeglichen manuell Eingriff absolut zuverlässig und schnell funktioniert.

Fahrwerk gibt Rästel auf

Doch leider offenbart der Wagen gerade dort seine größte Schwäche, wo BMW gemeinhin punktet: beim Fahrwerk. Die Eindrücke der Testfahrer unterschieden sich nur in Nuancen. Bei Stadtverkehr schien der offene Dreier ein Eigenleben zu entwickeln: Jede Unebenheit oder Spurrille erfodert den Eingriff am Volant, da das Cabrio gern von der vorgegeben Spur abweicht. Noch schlimmer verhält sich das Cabrio mit M-Sportpaket II auf der Autobahn: Ab etwa 160 Stundenkilometern fordert der Wagen die volle Aufmerksamkeit des Fahrers. Langgezogene Kurven fordern ständige Korrekturen, stärkere Unebenheiten führen sogar dazu, dass das Fahrzeug heftige Ruckbewegungen ausführt - völlig untypisch für einen BMW, zumal mit M-Fahrwerk.

Gelassen ist das Cabrio ab 160 Stundenkilometern einfach nicht mehr zu fahren. Mehrere Werkstattaufenthalte bei verschiedenen Händlern brachten keine Besserung: Der Umstieg auf die von BMW ausgelieferte Sommermischbereifung (vorn 245er, hinten 255er) verschlimmerte die Fahrwerksprobleme sogar noch. Die elektronische Fahrwerksvermessung brachte nur geringe Abweichungen vom Soll zu Tage. Ebenso gering war der Effekt der Nachjustierung: Nur tendenziell bessere Straßenlage.

Unabhängig voneinander bestätigten zwei Werkstätten bei Testfahrten, dass das Fahrwerksverhalten normal sei. So bleibt nur die subjektive Schlussfolgerung der Tester, dass die Kombination aus M-Fahrwerk, Cabrio und dicker Mischbereifung nicht die Glücklichste sein kann - zumal geschlossene Dreier mit M-Fahrwerk und anderer Bereifung sehr satt auf der Straße liegen und keinerlei Probleme bereiten.

Abhilfe konnte bislang aus unerfindlichen Gründen nur eine Maßnahme schaffen: Vollgetankt liegt das Cabrio deutlich besser. Einer der JustMotors-Tester besann sich sogar auf den alten Hecktriebler-Trick: Sandsack im Kofferraum.

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