Cadillac CTS-V
Quelle: General Motors

Cadillac CTS-V: US-Bolide schielt Richtung Europa

Der neue Cadillac CTS-V - 649 PS geballte Power

[04.08.2015] Auto-News | al

Auch wenn der Trend zu sparsamen Motoren weiterhin dominiert, kann man sich bei einigen Modellen dem Eindruck nicht erwehren, dass PS starke Boliden mit ordentlichem Durst weiterhin gefragt sind. Kein Wunder also, dass auch US Hersteller, die seit jeher als Synonym für überdimensionierte und kraftvolle Autos gelten, mit ihren Modellen vermehrt nach Europa schielen. Mit einer Mischung aus amerikanischem Design und europäischem Know-how will man auch auf dem alten Kontinent punkten. Einer dieser Kandidaten ist die Marke Cadillac, die wie Opel zum global operierenden Großkonzern General Motors gehört. Cadillac verfügt über ausreichend Ressourcen, um konkurrenzfähige Modelle zu bauen, die auch die deutschen Vorreiter das Fürchten lehren könnten. Eines dieser Modelle könnte der Cadillac CTS-V sein.

Der Cadillac CTS-V präsentiert sich von außen typisch amerikanisch

Der neue Cadillac CTS-V präsentiert sich für das Modelljahr 2016 auf den ersten Blick typisch amerikanisch. Schon die breite und bullige Front mit dem massiven Kühlergrill, dem großen Lufteinlass auf der Motorhaube sowie den beiden Einlässen unter den schmalen, nach hinten gezogenen Scheinwerfern, zeigen wohin die Reise bei dieser Power-Limousine geht. Athletische Sicken und eine sportlich-scharfe Karosseriezeichnung, treffen beim neuen CTS-V auf die Geschmeidigkeit einer gehobenen Mittelklasse-Limousine und unterstreichen den aggressiven Look des Cadillac, ohne dabei an Klasse zu verlieren. Doch ist alles nur Show? Von wegen, was der Amerikaner hier optisch verspricht, wird auch unter der Motorhaube gehalten.

Cadillac CTS-V
Im Innenraum überrascht der Cadillac mit großer Platzfreiheit, Komfort und schönen Details, Foto: General Motors

649 PS – noch Fragen?


Bei einer Leistung von deftigen 649 PS dürften auch die meisten Modelle von Audi , BMW und Mercedes AMG ordentlich mit den Ohren wackeln. Offenbar haben die Amerikaner aus Ihrer Vergangenheit gelernt. Früher ging es vorrangig um Höchstgeschwindigkeitsrekorde auf gerader Strecke ging. Das neuste neueste Mitglied der Cadillac Familie erweist sich hingegen als wahrer Performance-Könner. Mit seiner McPherson-Vorderachse, der Fünf-Lenker-Hinterachse und einem deutlich versteiften Fahrwerk, zeigt die Limousine in Kombination mit ihrer elektromechanischen Servolenkung und dem elektronischen Sperrdifferential ihr ganzes Potential.Dies sorgt für gute Fahreigenschaften mit Präzision, Agilität und einer hohen Querdynamik.

Für ganz sportliche Zeitgenossen lässt sich das Sperrdifferential übrigens auch ausschalten. Allerdings sollte dies nur von echten Könnern gemacht werden, denn bei einem maximalen Drehmoment von 855 Newtonmetern bei 3.600 Umdrehungen in der Minute, einer Maximalgeschwindigkeit von bis zu 320 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 in 3,8 Sekunden, sollte man wissen was man tut, bevor man die Stabilitätskontrolle abschaltet.

Das alte Problem – der Spitzenmotor hat sehr viel Durst

Hinter den Spitzenleistungen des neuen Cadillac CTS-V steht der neue 6,2-Liter-V8-Motor von Cadillac, der an einen schnell schaltenden Acht-Gang-Wandlerautomaten gekoppelt ist. Das wahlweise lieferbare Handschaltgetriebe des Vorgängermodells hat den Wechsel zur neuen Modellgeneration leider nicht überstanden, was dem Fahrspaß allerdings kaum Abbruch tut. Bei all den beeindurckenden Leistungszahlen zeigt sich allerdings das tyoische Manko des Ami-Boliden. Er hat Durst - und das ganz schön viel. Weniger als 13 Liter pro 100 Kilometer fließen selten durch die Einspritzanlage und wer es sehr sportlich mag, kommt ganz schnell an die 20 Liter Marke. Für Sparfüchse ist der Cadillac also eher ungeeignet.

Doch abgesehen vom Verbrauch, hebt sich der CTS-V deutlich von den Aggregaten der deutschen Konkurrenz ab, die nicht nur über weniger Hubraum verfügen, sondern durchweg von Abgas-Turboladern aufgeladen werden. Die Turbos helfen der Effizienz, doch das verzögerungsfreie Ansprechverhalten eines per Kompressor aufgeladenen Motors bleibt unübertroffen. Und so ist dieser 6,2-Liter der aktuell vielleicht schönste Motor seiner Klasse. Eben auch weil er, anders als bei den meisten deutschen Konkurrenten aus dem Segment, nicht abgeregelt fährt und seine volle Leistung entfalten darf.

Überraschend hochwertiger Innenraum mit viel Komfort

Wer amerikanische Autos kennt, weiß dass im Innenraum meist nicht allzu viel Wert auf hochwertige Materialien gelegt wird. Dies ist beim neuen Cadillac CTS-V jedoch nicht der Fall - zumindest nicht durchgehend. Besonders positiv fällt das großzügige Platzangebot auf. Auch der Fahrtkomfort lässt trotz Power-Motor kaum Wünsche offen. Die Federung ist zwar erwartungsgemäß straff, aber keineswegs unkomfortabel.

Liebevolle Details wie die echten Kohlefaser-Applikationen, das diskret integrierte Head-Up-Display oder die hochwertigen Magnesium-Schaltpaddel zeigen, dass hier ein Schritt weiter gedacht wurde und ein größerer Fokus auf Qualität und Komfort gelegt wurde. Trotzdem gibt es ein paar Punkte Abzug für Dinge wie die nicht wirklich schöne Innenbeleuchtung, die wenig ansprechende Haptik der Schalter oder die qualitativ wenig hochwertige Sitzheizung, die man bei Betrieb von Zeit zu Zeit leicht knacken hört. Allerdings ist dies natürlich Kritik auf hohem Niveau.



Noch nicht ganz am Ziel

Alles in allem zeigt sich die dritte Generation des Cadillac CTS-V in einem sehr guten Licht und übertrifft in einigen Punkten sogar die deutsche Konkurrenz – wie etwa bei der Motorperformance oder auch dem Preis. Zwar sind 98.500 Euro nun wirklich kein Pappenstiel, allerdings langt die Konkurrenz auf diesem Niveau meist noch ganz anders zu. Am Ende reicht es aber trotzdem noch nicht ganz, um sich auf Augenhöhe mit den „Big Playern“ zu bewegen. Die Betonung liegt aber bei „noch“. Denn Cadillac zeigt auf jeden Fall Potential für mehr.