Lada bläst mit Granta zum Angriff auf die Schnäppchenklasse

Lada Granta: Neue Ost-Limousine für unter 9.000 Euro

[09.12.2013] Auto-News | al

Der russische Automobilhersteller Lada gehört bislang nur in Russland und Osteuropa zu den verkaufsstarken Marken. In westlichen Gefilden gilt die Marke nach wie vor eher als Exot und steht in erster Linie für robuste und preisgünstige Fahrzeuge mit eher ostaglischem Flair. Dennoch ist z.B. der Lada Niva in der Forst- und Landwirtschaft ein beliebtes Modell, das seit seiner Markteinführung 1976 viele Käufer mit seinem permanenten Allradantrieb und seiner auf das Wesentliche reduzierten Einfachheit überzeugen konnte. Was neue Modelle angeht, fallen die Russen jedoch eher selten auf. Doch seitdem Renault und Nissan im Jahr 2012 rund 75 Prozent des Lada Mutterkonzerns AwtoWAS übernahmen, soll sich dies ändern. Einen ersten Fuß in die Tür will man mit dem neuen Lada Granta bekommen, um hierzulande vor allem Marken im niedrigen Preissegment das Wasser abzugraben.

Lada Granta
Der neue Lada Granta kostet in der Basisversion 8.990 Euro, Foto: Lada

Praktische Limousine ab 8.990 Euro

Beim Karosseriedesign verzichtet Lada auf gewagte Design-Experimente oder ausgefallene Formen. Nein, der 4,20 Meter lange und 1,70 Meter breite Granta soll eine massentaugliche, kompakte Limousine für den Alltag sein - nicht mehr und nicht weniger. Und so zeigt sich das Design von einer eher beliebigen Seite. Bei einem Einstiegspreis von 8.990 Euro für das Basismodell „Norma“ sollte man aber auch kein gestalterisches Schmuckstück erwarten. Und letztendlich liegt Schönheit ja stets im Auge des Betrachters.

Geräumiger Innenraum und verbesserte Qualität

Auch im Innenraum wird der Granta wenig Applaus ernten. Das Cockpit wirkt einfach. Schlichtes Hartplastik dominiert die Gestaltung. Allerdings muss man dem neuen Lada zugutehalten, dass sich die allgemeine Qualität der Verarbeitung verbessert hat. So gehören die Zeiten der nackten Schrauben und des ausdünstenden Billigkunststoffs hoffentlich endgültig der Vergangenheit an. Die Sitze sind bequem, wenn auch etwas zu weich und auch im Fond lässt es sich gut aushalten. Nicht ganz so schön sind die optionalen elektrischen Fenster, die sich nicht vollständig versenken lassen oder das Fehlen von Dämpfungszylindern bei der Kofferraumklappe. Passt man hier nicht auf, schlägt die Klappe schlagartig zu.

Lada Granta
Der Innenraum ist vor allem eines: einfach und aus Plastik, Foto: Lada

Positiv zu vermerken ist die Geräumigkeit des Granta. Der Kofferraum bietet mit seinen 480 Litern sogar mehr Stauvolumen als ein VW Golf. Bei umgeklappter, einteiliger Rückbank lässt sich das Kofferraumvolumen sogar noch deutlich erweitern.

Zur serienmäßigen Ausstattung gehören ABS, 2 Airbags, ein kleiner Bordcomputer, Becherhalter und den für Lada revolutionären Schleuderschutz ESP. Viel mehr darf man von der Basisausstattung aber nicht erwarten. Ein Radio mit CD-Audiosystem ist zum Beispiel nur gegen Aufpreis erhältlich. Multimedia Equipment, wie das optionale Touchscreen-Navigationssystem beim Dacia Sandero, fehlen gänzlich. Eine optionale Klimaanlage sucht man ebenfalls vergeblich, was im Vergleich zur Konkurrenz ein echter Minuspunkt ist.

Gutes Fahrwerk, mittelmäßige Motorisierung

Beim Fahrwerk und der Federung bietet Lada einen angenehmen Fahrtkomfort, auch wenn die Lenkung und die Bremsen des Granta etwas direkter sein könnten. Bei der Motorisierung gerät Lada im direkten Vergleich mit Dacia allerdings wieder ins Hintertreffen. Wo Dacia optional zeitgemäße Turbobenziner und Dieselmotoren anbietet, ist der Granta derzeit nur mit einem durchschnittlichen 1,6 Liter Benzinmotor erhältlich, der weder mit Leistung noch mit wirklich günstigem Verbrauch punkten kann. Da das Modell mit einem Leergewicht von 1,1 Tonnen allerdings verhältnismäßig leicht ist, reichen die 87 PS aus um sich durch den Alltagsverkehr zu bewegen. Störend ist allerdings der unruhige Motorlauf, so dass es bei hohen Geschwindigkeiten und unter Last im Innenraum recht laut werden kann.

Den Sprint von 0 auf 100 schafft der Russe in 11,8 Sekunden und kommt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h. Mit seinem kombinierten Verbrauch von 6,6 Liter auf 100 Kilometer und einer CO2-Emission von 150 g/km bewegt sich der Lada Granta im Mittelmaß. Für Vielfahrer bietet Lada als Zusatzoption übrigens noch eine LPG Autogasanlage von Prins an, die satte 2.500 Euro Aufpreis kostet.


Fazit: (noch) keine wirkliche Konkurrenz für Dacia

Letztendlich sind deutliche Bemühungen von Lada zu verzeichnen, um mit der Konkurrenz im unteren Preissegment gleichzuziehen. Doch obwohl der robuste Lada Granta einige praktische Aspekte bietet, zieht er gegen vergleichbare Modelle (noch) den Kürzeren. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Basismodell des Dacia Sandero mit seinen 6.990 Euro ganze 2.000 Euro günstiger ist als die Einstiegsversion des Lada Granta. Preise brechen geht also anders. Und wer bei Lada einfache Zusatzausstattungen wie elektrische Fensterheber (vorne), Kofferraumbeleuchtung oder von innen verstellbare Außenspiegel ergänzen möchte, zahlt für diese Ausstattungsstufe bereits 9.990 Euro. Zwar bietet Lada eine drei Jahre Werksgarantie, diese gilt allerdings nicht für das Basismodell „Norma“. In diesem Sinne verringert Lada zwar den Abstand zur Konkurrenz, zum Überholen, reicht es aber nicht.