Webber

Team nach Qualifying enttäuscht

[17.03.2012] Formel 1

Mit den Plätzen fünf und sechs war der Saisonauftakt für Red Bull zwar kein totaler Reinfall, ein wenig Ernüchterung ob der Stärke der anderen drei Top-Teams, dürfte in der Box des amtierenden Weltmeisterteams nach dem Qualifying in Melbourne aber wohl schon geherrscht haben. Mark Webber wollte sich jedenfalls keinen Illusionen hingeben. "Wir wussten, dass es da draußen einige schnelle Junge geben würde - allen voran McLaren und Mercedes, aber auch Romain, der sich gut geschlagen hat", so der Lokalmatador nach dem Zeittraining.

"Jeder denkt bei uns immer, dass wir noch irgendwelche Teile in der Hinterhand haben, um sofort zurückzuschlagen. Aber dieses Jahr ist einfach alles sehr offen", meinte der Red-Bull-Pilot, der sich trotz eines altbekannten Problems vor Teamkollege Sebastian Vettel qualifizieren konnte. "Ich hatte am Ende der Session kein KERS, was den Rhythmus im Qualifying natürlich schon stark beeinträchtigt. Es ist eine Schande, denn den ganzen Winter lang lief es problemlos", ärgerte sich Webber. Seine Runde in Q3 sei aber dennoch gut gewesen. "Mit der bin ich zufrieden", stellte der 35-Jährige klar.

Für das Rennen sei daher noch nichts verloren. "Wir können morgen immer noch auf das Podium fahren, aber um uns herum stehen einige schnelle Autos - keine Frage." Teamchef Christian Horner hob die schnelle Runde seines australischen Piloten besonders hervor. "Mark hat in Q3 sein KERS verloren. Es ist unglücklich, dass es genau im entscheidenden Moment gestreikt hat, allerdings hat er mit einer hervorragenden Runde und P5 geantwortet", lobte der Brite. Bei Sebastian Vettel tappe man hingegen ein bisschen im Dunkeln. "Sebastian schien bereits am Vormittag nie die Pace im Auto zu finden. Da haben wir heute Abend noch viel durchzusehen."

Klares Bild erst am Sonntag

"Die Plätze fünf und sechs sind bei weitem kein Desaster und mit der in diesem Jahr doppelten DRS-Zone bin ich mir sicher, dass wir morgen Nachmittag schon besser dastehen werden." Zufrieden sein konnte man mit der ersten Standortbestimmung aber natürlich nicht. Die Gründe für den momentan offensichtlichen Rückstand auf die Spitze, konnte auch Webber noch nicht klar definieren. "Wie alle Teams hatten auch wir im Winter nur begrenzt Zeit. Eigentlich lief alles ganz gut, aber natürlich hatten wir uns gewünscht noch ein bisschen mehr Zeit auf der Strecke zu haben, um das Auto auch besser verstehen zu können", meinte der Australier.

"Die Pace ist aber absolut da", wollte sich der Australier nicht zu viele Sorgen machen. "In den meisten Sportarten bekommt man das, was man verdient. Wir haben heute unser Bestes gegeben und morgen ist ein anderer Tag. Noch sind keine Trophäen verteilt worden", sagte der Red-Bull-Pilot, der aber auch einräumte, dass es kein Qualifying frei von Schwierigkeiten war. "In Q2 musste ich noch einmal fahren, weil wir erst den Zusammenhang zwischen dem KERS und der Bremsbalance checken mussten." Später habe sich dieses Thema durch den Ausfall des Systems weiter verschlechtert. "Wenn man eine fliegende Runde schon so beginnt, ist es natürlich nicht ideal", meinte der Lokalmatador.

Glückszahl in Melbourne

Auf die Frage, wie viel schneller er ohne alle Probleme hätte sein können, rechnete Webber vor: "Vielleicht drei oder vier Zehntel. Aber hätte, wäre, wenn - darüber brauchen wir nicht spekulieren, denn P5 ist der Job den wir gemacht haben." Im Rennen wolle er sich nun steigern. "Die Zahl fünf ist hier ja bekanntlich meine Glückszahl", scherzte der Australier mit Bezug auf sein eindrucksvolles F1-Debüt im Minardi 2002, als er im Albert Park eben diesen Platz belegte. "Ich will nach vorne und angreifen, aber wir müssen auch im Hinterkopf behalten, dass es ein langes Jahr ist. Aber natürlich wollen wir schnellstmöglich mehr aus dem Auto herausholen."

"Wir werden morgen Nachmittag und auch nächste Woche herausfinden, wo wir an den Sonntagen stehen. Ich denke aber, dass klar ist, dass Samstage im Moment nicht zu unseren Stärken zählen", sagte Webber mit Blick auf die Qualifying-Performance. Zwar sei es für ihn persönlich schön, nun vor seinem 2011 noch so übermächtigen Teamkollegen Vettel zu stehen. "Doch jeder im Team ist enttäuscht, wo wir uns jetzt im Moment befinden", gab der Red-Bull-fahrer zu. "Wir müssen unseren Fokus nun darauf richten, wie wir uns verbessern können." Mit ein Grund für den Verlust der Überlegenheit könne seiner Meinung nach der Verlust des angeblasenen Diffusors sein. "Die Autos sind nun schon sehr anders", gab Webber zu.

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