EU-Parlament führt Notrufsystem eCall ein

Kampf gegen tödliche Autounfälle: Notrufsystem eCall wird 2018 eingeführt

[12.05.2015] Ratgeber | gl

Im europaweiten Kampf gegen tödliche Autounfälle, hat das EU-Parlament am Ende April die flächendeckende Einführung des automatischen Notrufsystems „eCall“ beschlossen. Laut dem verabschiedeten Gesetzt, müssen Neuwagen ab April 2018 serienmäßig mit eCall ausgestattet sein, um bei einem schweren Unfall schnellere und besser vorbereitete Hilfe von Rettungskräften am Unfallort gewährleisten zu können.

Eintreffen von Rettungskräften durch eCall um bis zu 60 Prozent schneller

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Durch das Notrufsystem eCall sollen Rettungskräfte deutlich schneller und umfassender benachrichtigt werden, Foto: © Deyan Georgiev

Laut Schätzungen der EU-Kommission soll das Eintreffen von Rettungskräften dank eCall um 50 bis 60 Prozent verkürzt werden. Bei einem Unfall soll das System künftig automatisch den einheitlichen europäischen Notruf 112 auslösen und des Weiteren relevante Daten wie Fahrzeugtyp, Treibstoffart, Fahrtrichtung, Unfallzeitpunkt, Fahrzeugposition oder Anzahl der Passagiere an die Notrufzentrale übermitteln. Somit können Rettungskräfte detailliert informiert werden, auch wenn der Fahrer bewusstlos ist.

Notrufsystem soll jährlich hunderte Leben retten

Auf diesem Wege könnten laut der SPD-Europaabgeordneten Evelyne Gebhardt jährlich hunderte Menschleben gerettet werden. Denn laut EU-Statistik wurden alleine im vergangenen Jahr rund 25.700 Menschen bei schweren Verkehrsunfällen getötet. Mit der Einführung des eCall Systems erhofft sich die EU die Zahl der Verkehrstoten europaweit um rund 10 Prozent zu senken. Trotz aller positiven Intentionen wurde das Gesetz im Vorfeld von einigen Abgeordneten kritisiert. Vor allem in Bezug auf das Thema Datenschutz gab es hitzige Debatten.

EU sieht keine Gefahr für den Datenschutz

Ursache der Debatte um eCall waren in erster Linie Bedenken von Datenschützern, die eine Gefahr bei der Verwertung der gesammelten Daten sehen. Der mögliche Missbrauch von Fahrerprofilen oder die illegale Verwendung von Positionsdaten waren besonders strittige Aspekte. Die Sprecherin der Sozialdemokraten im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, Evelyne Gebhardt (SPD), versicherte jedoch, dass der Datenschutz gegenüber dem ursprünglichen Entwurf erheblich verschärft worden sei, um den vorgebrachten Bedenken Rechnung zu tragen. Dementsprechend würde eCall keine Metadaten sammeln, die für die Erstellung von Bewegungsprofilen genutzt werden könnten. eCall sei wortwörtlich ein „schlafendes Notrufsystem“, das Positionsdaten und Fahrzeugprofile nur „im Falle eines Notfalls übermittelt“. Zudem wäre eine regelmäßige Daten-Löschung von übersendeten Daten vorgesehen. Grüne und Linke kritisierten dennoch, dass sie es begrüßt hätten, wenn die Fahrer eines Fahrzeugs selbst die Entscheidung hätten fällen können, ob das System angeschaltet werden kann oder nicht. Viele aktuelle, markeneigene Notrufsysteme von Herstellern wie BMW, Mercedes, Peugeot oder Opel können zudem auch manuell ausgelöst werden, was bei eCall nicht möglich ist.

So funktioniert das Auto-Notrufsystem eCall

Trotz High-Tech liegen die zusätzlichen Ausstattungskosten für das eCall System laut EU-Kommission bei unter 100 Euro. Das System als solches besteht aus einer Mobilfunkeinheit, einem modernen GPS-Empfänger zur genauen Positionsbestimmung und einer GSM-Antenne. Ein Steuergerät empfängt die Signale der speziellen Crash-Sensoren. Dadurch wird sichergestellt, dass die Technik nur bei schwereren Unfällen automatisch zur zentralen Notrufstelle „funkt“. Optional ist auch eine manuelle Auslösung per Taste möglich. Zudem verfügt das System über Mikrofon und Lautsprecher, damit die Notrufzentrale mit den Fahrzeuginsassen sprechen kann, um ggf. notwendige Rettungsinformationen zu erfragen. Das eCall-System verfügt über eine eigene Notstromversorgung, damit es auch bei Zerstörung der Autobatterie funktionstüchtig bleibt.