Freisprecheinrichtungen: Was ist wirklich sinnvoll?
Telefonieren im Auto: Wenn das Handy zur Gefahr wird
Das Telefonieren am Steuer ist schon länger nur noch mit einer Freisprecheinrichtung erlaubt. Wer dagegen verstößt und während der Fahrt mit dem Handy am Ohr erwischt wird, muss nach dem neuen Bußgeldkatalog mit einer Geldstrafe von 60 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Doch wie sinnvoll sind Freisprecheinrichtungen wirklich. Helfen sie wirklich gegen die Ablenkungen während der Fahrt?
Verkehrsverbünde warnen vor Ablenkung
Das Hantieren mit dem Handy am Steuer wird aus guten Gründen mit entsprechenden Strafen geahndet: Wer den Blick nur fünf Sekunden auf den Bildschirm des Mobilfunktelefons richtet, fährt bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h eine Strecke von etwa 70 Meter blind. Freisprecheinrichtungen verbessern diesen Umstand nur bedingt. Zwar kann der Blick des Fahrers weiterhin auf die Straße gerichtet bleiben, dennoch kann ein Telefongespräch eine erhebliche Ablenkung darstellen. Daher rät z.B. die Deutsche Verkehrswacht (DVW) generell auch auf die Nutzung von Freisprechanlagen im Auto zu verzichten. Laut DVW macht es keinen Unterschied, ob man ein Handy am Ohr habe oder über eine Freisprechvorrichtung telefoniere – vor allem der Gesprächsinhalt sei entscheidend.
In die gleiche Richtung argumentiert auch der ADAC. Die Aufmerksamkeit, die man einem Telefongespräch widme, fehle auf der Straße. Nach Informationen des größten deutschen Automobilclubs, ist etwa jeder zehnte Verkehrsunfall auf Ablenkung zurückzuführen. Zwar ist damit nicht automatisch immer ein Telefonat gemeint, aber Ablenkungen durch den Gebrauch von Telefonen gelte es zu minimieren. Daher sollte der Gebrauch von Handys im Auto grundsätzlich überdacht werden - ob mit oder ohne Freisprechanlage.
Das Handy am besten ausschalten
Damit es während der Fahrt nicht zu Störungen durch ein klingelndes Telefon kommt, sollte das Handy in den Flugmodus oder gleich ganz ausgeschaltet werden. Sofern man nicht alleine im Auto unterwegs ist, kann man die Bedienung des Gerätes und das Führen von Telefonaten einem Beifahrer überlassen. So kann verhindert werden, dass es zu ablenkungsbedingten Unfällen kommt. Auf wichtige oder emotionale Telefonate sollten nur bei ausgeschaltetem Motor geführt werden.
Welche Art von Freisprecheinrichtung ist sinnvoll
Sofern sich das Telefonieren am Steuer nicht vermeiden lässt, sollten Sie möglichst eine Freisprechvorrichtung nutzen, die fest im Auto installiert ist. Viele Hersteller bieten serienmäßige Bluetooth-Schnittstellen zwischen Handy und Fahrzeug an, mit denen die eingebauten Boxen zum Telefonhörer werden. Gute Freisprechanlagen zum Nachrüsten sind bereits ab 65 Euro erhältlich. Autoradios mit integrierter Freisprechanlage sind für unter 100 Euro zu haben.
Auf Ohrstecker mit integriertem Mikrofon, die über die Kopfhörerbuchse mit dem Handy verbunden werden, sollten Sie verzichten. Diese sind zwar rechtlich erlaubt, können durch die Kabel aber auch zu Behinderungen während der Fahrt führen. Auch der Handylautsprecher ist keine Alternative zur Freisprecheinrichtung. Der verzerrte Klang und laute Nebengeräusche verschlechtern die Verständigung, was zusätzlich ablenkt.
53. Verkehrsgerichtstag: Verkehrsexperten beraten über Handy im Auto
Vom 28. bis 30. Januar 2015 kommen in Goslar fast 2.000 Verkehrsexperten zusammen, um über Sicherheit im Straßenverkehr zu beraten. Im Zentrum des 53. Verkehrsgerichtstags steht in diesem Jahr neben der 1,1-Promille-Grenze auch das Thema Handy am Steuer. Wie die Experten im Vorfeld der Veranstaltung betonten, halten sich bis heute zu wenige Autofahrer an das strikte Handyverbot. Daher setzen sie sich für eine weitere Erhöhung des Bußgeldes ein. Seit 1963 hat sich der Deutsche Verkehrsgerichtstag zu einem national und international beachteten Forum für Fragen des Verkehrswissenschaft entwickelt. Entsprechend relevant sind die Empfehlungen der Experten für Gesellschaft und Politik.