Scheinwerfertechnik
Quelle: mariouli

Innovationen in der Scheinwerfertechnik

Lichttechnik - Aktuelle Scheinwerfer-Innovationen bei Audi, BMW und Mercedes

[21.01.2015] Ratgeber | al

In den vergangenen Jahren hat die Innovation der Scheinwerfertechnik einen wahren Quantensprung hingelegt. Laser oder LED, Multibeam oder Matrix, Zusatzscheinwerfer oder blendfreies Fernlicht – zahlreiche neue Konzepte kommen zum Einsatz. Unter den Herstellern ist ein wahres Wettrüsten um die leistungsstärksten und raffiniertesten Leuchtsysteme entbrannt.

Die Entwicklung in der Lichttechnik hat sich in den vergangenen Jahren auch deshalb so überschlagen, weil hier gegenüber anderen Fahrzeugbereichen noch kräftig Luft nach oben war. In Sachen Fahrverhalten und Motorisierung fahren die konkurrierender Hersteller mittlerweile Kopf an Kopf – große Innovationssprünge sind hier nicht mehr ohne weiteres möglich. Neuartige Scheinwerfer eignen sich hingegen bestens dafür, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Zudem sind die Scheinwerfer zu einem der zentralen Stilmittel geworden, um ein Autodesign unverwechselbar und einzigartig zu machen. Und nicht zuletzt tragen bessere Scheinwerfer natürlich auch zur Verbesserung von Sicherheit und Fahrgefühl bei.

Multibeam LED Scheinwerfer
Die neuartigen Multibeam LED Scheinwerfer von Mercedes sollen erstamls bei der neuen Generation der CLS-Klasse zum Einsatz kommen, Foto: Daimler

Luxuslicht in der Premiumklasse

Bereits vor über zehn Jahren brachte Audi mit der Oberklasselimousine A8 W12 das erste Serienmodell auf den Markt, das komplett mit LED-Tagfahrlicht ausgestattet war. Mittlerweile sind die Modelle der neuen A3-Familie in sämtlichen Lichtfunktionen mit LED bestückt und vollenden so den Weg dieser Technologie von der Luxus- in die Premium-Kompaktklasse. So kommt es, dass viele A3-Modelle, die heute schon zu erschwinglichen Preisen zu haben sind, mit Scheinwerfern der Luxusklasse aufwarten können. Das LED-Lichtkonzept von Audi setzt auf die tagesähnliche Lichtfarbe von 5.500 Kelvin. Sie soll ideal für das menschliche Auge sein und bei Nachtfahrten daher weniger ermüden. LED bringen zudem den Vorteil mit sich, dass sie wenig Energie verbrauchen und mit einer Lebenserwartung von 10.000 Stunden als wartungsfrei gelten können. Eine Herausforderung der Technologie aber war die Hitzeentwicklung der LEDs. Für Scheinwerfer musste daher eigens ein raffiniertes Kühlungssystems entwickelt werden.

Wettrennen um die Fernlicht-Reichweite

Momentan der am heißesten umkämpfte Spot der Scheinwerfertechnologie ist die Reichweite des Strahlers. Audi und BMW lieferten sich zuletzt ein Wettrennen um die Einführung des ersten Laser-Zusatzscheinwerfers, der die Reichweite des Fernlichts enorm erhöhte. BMW verbaute ihn erstmals im i8, Audi im R8. Auch Mercedes stieg mittlerweile in das Rennen um die Schweinwerfer-Reichweite ein und hat eine neue Technik angekündigt, die wahrscheinlich mit der neuen E-Klasse in Serie gehen soll. Die Schwaben setzen auf LED-Scheinwerfer, die im Gegensatz zum Laser einen breiteren Lichtkegel erzeugen. Dadurch soll man in rund 500 Meter Entfernung etwas mehr Radius sehen können als mit den Laserscheinwerfern. Allerdings ist der Alltagsnutzen begrenzt, da man selten so lange gerade Strecken ohne Vordermann vor sich hat, die auszuleuchten wären. Die reine Steigerung der Leuchtkraft, die das neue „High Range LED“ von Mercedes leistet, ist also eher so etwas wie eine Pflichtübung – als Gradmesser für den Fortschritt taugt sie nur bedingt. Viel wichtiger als die reine Leuchtkraft ist ein intelligentes Konzept, wie man das Licht optimal auf der Straße verteilt. In dieser AFS (Advanced Light System) genannten Technologie steckt deutlich mehr Innovationspotential. Mithilfe von Kameras und Navigationsdaten wird die Beleuchtung den Anforderungen der tatsächlichen Umgebung angepasst, um für eine möglichst sichere und komfortable Nachsicht zu sorgen. Denn in Sachen maximaler Leuchtkraft ist die gesetzlich festgelegte Höchstgrenze schon nahezu ausgeschöpft: Mehr als 650 Meter sind nicht erlaubt.

Intelligente Lichtkonzepte

Um Fernlichter immer blendfreier zu machen, wird inzwischen erstaunliche Technik in Scheinwerfer verbaut. Aktuelle Modelle verwenden Walzen und Blenden, um entgegenkommende Fahrzeuge aus dem Lichtkegel auszusparen, oder dimmen einzelne LED. Der Matrix-Scheinwerfer des Audi A8 beispielsweise steuert jede LED einzeln. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet auch der Multibeam-Scheinwerfer des aktuellen Mercedes CSL. Die Scheinwerfer mit aktuell 24 Leuchtdioden will Mercedes für seine E-Klasse im kommenden Jahr auf 28 Leuchtdioden aufrüsten. Das reicht für einen passgenauen Scherenschnitt aus 84 Bildpunkten, der zwei Objekte gleichzeitig aus dem Lichtkegel ausschneiden kann. Mithilfe von Kameras werden entgegenkommende Fahrzeuge und sogar Straßenschilder erkannt und im Schatten gelassen oder gedimmt, um Gegenfahrer nicht zu blenden und blendende Reflexionen auf Schildern zu vermeiden. Der Rest der Straße bleibt hell erleuchtet.

Ziel der Forschung an dieser AFS-Technologie ist es, schon in einigen Jahren auf ein Lichtbild mit 1024 Bildpunkten zu kommen. Das würde eine extrem dynamische Beleuchtung ermöglichen, die sich den wechselnden Gegebenheiten optimal anpassen kann. Die Branche arbeitet seit einigen Jahren fieberhaft an Lösungen, erste vorzeigbare Ergebnisse wurden nun von einem Forschungsprojekt von Osram erzielt. Das Wettrennen um den nächsten großen Wurf in Sachen Scheinwerfersysteme ist eröffnet.