Wissenswertes über die Anschnallpflicht

Anschnallen kann Leben retten!

[04.05.2015] Ratgeber | al

Anschnallen ist im Auto Pflicht und das schon seit vielen Jahren. 1970 wurde in Deutschland über die Straßenverkehrsordnung (StVO) die Anschnallpflicht für Fahrer und Beifahrer eingeführt, seit 1976 gilt dies für alle Passagiere eines Pkw. Doch auch wenn inzwischen viele Automodelle mit entsprechenden audiovisuellen Systemen ausgestattet sind, die die Insassen auf das Anlegen der Gurte aufmerksam machen, ist das Anschnallen laut diverser Statistiken für viele Menschen immer noch nicht selbstverständlich.

Sicherheitsgurt
Das anschnallen mit dem Sicherheitsgurt ist in Deutschland Pflicht, Foto: kosmos111

Unterschiedliche Sicherheitsgurte

Je nach Anzahl der Punkte, an denen der Insasse mit der Karosserie verbunden ist, teilt man die Gurte in Zweipunkt- bis Sechspunkt-Gurte ein. Um eine zu starke Einschränkung des Bewegungsspielraums zu vermeiden und für mehr Fahrtkomfort zu sorgen, werden in Fahrzeugen für den allgemeinen Straßenverkehr in der Regel Dreipunktgurte verwendet. Fahrzeuge mit erhöhten Sicherheitsanforderungen, wie etwa Rennfahrzeuge, nutzen Fünf- oder Sechspunktgurte.

Eine schwedische Erfindung rettet Leben

Der Dreipunkt-Sicherheitsgurt wurde 1959 vom schwedischen Volvo-Ingenieur Nils Ivar Bohlin entwickelt und hat sich seitdem unzählige Male als wichtiger Lebensretter bewährt. Wie andere Sicherheitsgurte auch, hält er die Insassen bei einem Aufprall im Autositz zurück und verhindert so, dass sie aus dem Fahrzeug herausgeschleudert oder im Auto aus ihrer Sitzposition gerissen werden und sich gegenseitig verletzen. Zudem dehnen sich die Gurte bei einem Aufprall, um die Druckeinwirkung auf den Insassen zu verringern und die Verletzungsgefahr zu minimieren.

Moderne Schutzvorrichtungen helfen nur wenn Insassen angeschnallt sind

Wie Crashtests immer wieder aufs Neue belegen, können auch modernste Schutzvorrichtungen wie Front- oder Seitenairbags nur im direkten Zusammenspiel mit den Sicherheitsgurten ihre volle Wirkung entfalten. Mehr noch: sind Passagiere bei einem Unfall nicht angeschnallt, ist ein Airbag nicht nur nahezu wirkungslos, sondern kann im schlimmsten Fall sogar tödlich sein, da er durch seine schnelle Entfaltung schwere Brust- und Gesichtsverletzungen verursachen kann. Sicherheitsgurte mindern demnach erheblich die Verletzungsgefahren bei einem Autounfall. Speziell bei Frontalkollisionen und Fahrzeugüberschlägen bieten sie den größten Schutz. Bei Seitenkollisionen ist die Stabilisationsfunktion des Gurtes zwar geringer, kann aber durch Seitenairbags ausgeglichen werden. So oder so bleibt der Sicherheitsgurt eines der wichtigsten Sicherheitssysteme im Auto.

Schon bei geringen Aufprallgeschwindigkeiten wirken enorme Kräfte

Viele Autofahrer oder Insassen, die sich aus reiner Bequemlichkeit oder gar aus „Prinzip“ nicht angurten, sind oft der Auffassung, sie könnten sich bei einem Unfall mit den Händen abstützen und den Aufprall abfangen. Dies ist allerdings ein verheerender Irrtum! Test haben bewiesen, dass bereits bei geringen Aufprallgeschwindigkeiten von nur 14 km/h Kräfte entstehen die dem Achtfachen des eigenen Körpergewichts entsprechen und von niemanden einfach so „abgefangen“ werden können.

Anlegequote der Gurte auf Autorücksitzen besonders gering

Besonders alarmierend ist laut Studien die Anlegequote der Schutzgurte auf den Autorücksitzen. Nur 40 bis 50 Prozent aller Fahrzeuginsassen schnallen sich hier regelmäßig an. Dabei ist es ein absoluter Trugschluss, sich im Fond eines Fahrzeugs sicherer zu fühlen. Für nichtangeschnallte Insassen ist die Gefahr von schweren Verletzungen im Falle einer Kollision mehr als doppelt so hoch. Besonders wichtig ist daher die korrekte Sicherung von kleinen Kindern in entsprechenden Kindersitzen. Aber auch tierische Passagiere wie Hunde oder Katzen, sollten stets entsprechend gesichert sein und sich nicht frei im Auto bewegen können.

Bei fehlendem Sicherheitsgurt drohen Bußgelder

Wer nicht angeschnallt ist und bei einer Verkehrskontrolle der Polizei erwischt wird, muss ein Bußgeld in Höhe von 30 Euro zahlen. Bei der Sicherung von Kleinkindern ist der Gesetzgeber strenger: Wird das Kind zum Beispiel weder in einem Kindersitz transportiert noch angeschnallt, wird eine Strafzahlung von 60 Euro fällig. Zudem gibt es einen Punkt in Flensburg.

Wer zahlt wenn Beifahrer oder Mitfahrer nicht angeschnallt sind?

Prinzipiell ist jeder erwachsene Mensch vor dem Gesetzgeber für sich selbst verantwortlich. Dies gilt auch beim Thema Anschnallen. Ein angeschnallter Fahrzeugführer muss also im Falle einer Kontrolle nicht für nichtangeschnallte Insassen zahlen. Er kann als Fahrer sollte die anderen Insassen jedoch in jedem Fall dazu anhalten sich anzuschnallen. Bei Menschen, die nicht für sich selbst entscheiden können, besteht für den Fahrer des Fahrzeugs eine Sorgfaltspflicht, die bei entsprechender Verletzung ebenfalls mit einem Bußgeld geahndet werden kann.

Ausnahmen der Gurtpflicht

Obwohl in Deutschland eine generelle Gurtpflicht besteht, gibt es einige Ausnahmen:

  • Taxifahrer und Mietwagenfahrer bei der Fahrgastbeförderung
  • Personen beim Haus-zu-Haus-Verkehr, wenn sie im jeweiligen Leistungs- oder Auslieferungsbezirk regelmäßig in kurzen Zeitabständen ihr Fahrzeug verlassen müssen
  • Fahrten mit Schrittgeschwindigkeit wie Rückwärtsfahren, Fahrten auf Parkplätzen
  • Fahrten in Kraftomnibussen, bei denen die Beförderung stehender Fahrgäste zugelassen ist
  • das Betriebspersonal in Kraftomnibussen und das Begleitpersonal von besonders betreuungsbedürftigen Personengruppen während der Dienstleistungen, die ein Verlassen des Sitzplatzes erfordern
  • Fahrgäste in Kraftomnibussen mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 t beim kurzzeitigen Verlassen des Sitzplatzes