Bruno Spengler im Interview

Schon größere Rückstände aufgeholt

[30.05.2007] DTM
Dein Deutsch wird immer besser - ein Ergebnis der täglichen Kommunikation oder lernst du weiterhin systematisch Vokabeln, Grammatik...?


Bruno Spengler: Ich habe noch viel zu lernen, auch wenn ich zurzeit leider keinen Sprachunterricht habe. Zurzeit lerne ich weiter, indem ich mit meiner Freundin Deutsch spreche. Wenn ich Fehler mache, korrigiert sie mich. Auch am Rennwochenende lerne ich natürlich durch Zuhören und Sprechen stetig weiter, aber Deutsch ist wirklich keine einfache Sprache... Bei der Arbeit mit den Ingenieuren sprechen wir Englisch, denn es ist wichtig, dass ich ganz genau verstehe, was mein Ingenieur mir sagt.

Du bist ohne Punkte in die Lausitz gekommen, nachdem bei den ersten beiden Saisonläufen jeweils deine Servolenkung gestreikt hat. Wie irritierend, wie frustrierend waren diese Defekte für dich?


Bruno Spengler: Es war auf jeden Fall schade, aber das kann passieren. Im letzten Jahr hatte ich bei den Tests und in den Rennen keinen einzigen technischen Defekt. Ich weiß, dass mein Team immer das Beste gibt, und glaube, dass die Probleme mit der Servolenkung nicht mehr auftreten werden. Ich muss die ersten beiden Rennen einfach vergessen, denn in der Meisterschaft ist trotzdem noch alles möglich. Vor allem, wenn ich bedenke, dass ich im letzten Jahr nach den ersten beiden Rennen 16 Punkte hinter dem Meisterschaftsführenden gelegen habe.

Sind die Probleme mit der Servolenkung mittlerweile vollständig ausgeräumt?


Bruno Spengler: Mein Team hat sich in den letzten Wochen sehr intensiv mit diesem Problem beschäftigt und die Ursachen gefunden. Das Problem war nie das gleiche. Jetzt sollten die Servolenkungsdefekte nicht mehr auftreten.

Am Mittwoch vor dem dritten Saisonlauf hat dein Berufungsverfahren bezüglich deiner Zeitstrafe in Hockenheim stattgefunden. Wie hast du das Verfahren und seinen negativen Ausgang erlebt?


Bruno Spengler: Erst einen Monat nach diesem Vorfall hat das Verfahren stattgefunden. Vorher habe ich mir gedacht: Wenn ich meine Punkte zurückbekomme, ist es super, wenn nicht, kann ich es auch nicht ändern. Ich bin nicht der Typ, der einfach in andere Autos hineinfährt oder sich anderweitig unfair verhält. Ich bin ein fairer Fahrer, der keine bösen Absichten verfolgt, und habe das, was in Hockenheim passiert ist, nicht gewollt. Es war erfreulich, von Mercedes-Benz diese Unterstützung zu bekommen - und einen Versuch war das Berufungsverfahren wert. Jetzt ist es gelaufen, und ich muss den Ärger vergessen.

Schon im letzten Jahr war die Strafvergabe insbesondere von Mercedes-Benz-Seite in der Diskussion - wie bewertest du sie generell? Glaubst du, dass durch die Strafvergabe in der DTM Überholmanöver verhindert werden?


Bruno Spengler: Die Strafvergabe zu bewerten steht mir so nicht zu. In Hockenheim gab es trotz der strengen Regeln viele Überholmanöver, weil der Hockenheimring viele Überholchancen bietet, die nicht das Risiko einer Kollision bergen. Auf einer Strecke wie Brands Hatch gibt es keine gute Überholmöglichkeit, hier passiert es leicht, dass man bei Überholversuchen kollidiert. Da überlegt man es sich dann zweimal, ob man etwas riskiert.

In Hockenheim hattest du lange geführt, bevor du bedingt durch die Rennstrategie hinter die Konkurrenz zurückgefallen bist. Wie bewertest du es, dass die Taktik in diesem Jahr noch wichtiger ist als zuvor?


Bruno Spengler: Die Boxenstrategien gehören für mich fest zur DTM dazu, ohne Boxenstopps kann ich mir die Rennen nicht vorstellen. Wie wichtig die Strategie ist, hängt auch weiterhin davon ab, ob die Strecke gute Überholchancen bietet oder nicht. Auf einer Strecke wie Hockenheim kann man auch eine weniger gelungene Strategie durch Überholmanöver ausgleichen, auf anderen Strecken ist das Rennen ohne eine gute Taktik verloren. In diesem Jahr ist die Strategie generell noch wichtiger geworden, weil sich die Reifen sehr verändert haben. Sie bauen weniger schnell ab und sind konstanter - zudem ist die Leistungsdichte noch höher geworden.

Liegen dir die neuen Reifen?


Bruno Spengler: Der Umgang mit den Reifen ist gerade im Qualifying bei der Suche nach dem Limit schwieriger geworden. Im letzten Jahr konnte man den optimalen Grip in einer Runde auf den Punkt bringen, dann war die Verschlechterung deutlich spürbar. In diesem Jahr spürt man den Grip weniger als im letzten Jahr, die Reifen sind härter und konstanter geworden. Auf den Longruns hat man es so natürlich leichter.

Wie siehst du zurzeit deine teaminterne Stellung bei HWA, nachdem du 2006 vielleicht noch etwas unterschätzt wurdest?


Bruno Spengler: Bei HWA und Mercedes-Benz fühle ich mich wie in einer großen Familie, die Unterstützung ist super. Ich habe ein gutes Verhältnis zu allen drei HWA-Kollegen. Insbesondere zu Bernd Schneider, er ist mein direkter Teamkollege. Das Konkurrenzdenken unter uns vier HWA-Piloten ist zwar immer vorhanden, aber insgesamt verstehen wir uns alle sehr gut.

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