Mercedes X-Klasse
Quelle: Mercedes-Benz

Mercedes-Benz X-Klasse - Der Luxus-Truck mit dem Stern

Mercedes entdeckt den Pritschenwagen

[06.02.2018] Auto-News | gl

Seit Anfang November 2017 sind die ersten Modelle der X-Klasse von Mercedes-Benz erhältlich. Für die Schwaben ist es das erste Mal, dass sie sich an die Konstruktion eines geländetauglichen „Pritschenwagens“ wagten. Grund genug dem Luxus-Pickup mal etwas genauer auf und unters Blech zu schauen.

Ein Pick-up für den deutschen Markt

Bei einer neuen Mittelklasse-Limousine würde hierzulande niemand auf die Idee kommen, eine Frage nach den Beweggründen ihres Herstellers zu stellen. Bei der X-Klasse sieht es jedoch ein wenig anders aus. Denn Pickups verband man jahrzehntelang vor allem mit den USA, wo die Karosserieform mit der praktischen Ladefläche aufgrund ihrer Vielseitigkeit zum Liebling der Massen aufstieg. In den letzten Jahrzehnten ersetzte der Pick-Up in Nordamerika häufig den normalen Pkw und avancierte nicht nur zum Freizeitauto schlechthin, sondern dank zahlreicher Luxus-Extras und ausladender Dimensionen zum echten Statussymbol. Hierzulande blieb der Pick-Up hingegen stets ein Exot. Nur wenige Modelle wie der Toyota Hilux, der Nissans Navara oder zuletzt der VW Amarok sind überhaupt erhältlich.

Doch mit der gigantischen SUV-Welle reifte bei den Autoherstellern in den letzten Jahren auch die Erkenntnis, dass neuartige Konzepte mit viel Flexibilität die Kundschaft begeistern können. Und genau da können Pick-ups ansetzen. Vor allem in der Konfiguration als Doppelkabiner bieten sie fünf echte Sitzplätze, die hinten auch für ausgewachsene Menschen geeignet sind. Die große Ladefläche ermöglicht zahlreiche weitere Modifikationsmöglichkeiten, zum Beispiel Aufbauten, um das Fahrzeug auch als Camping-Mobil zu nutzen. Genau hier sieht Mercedes seine Chance: Ein Pick-up, der in Sachen Ausstattung auf Mercedes-Niveau liegt, aber mit dem man ebenso gut die Mountainbikes ins Gelände oder den Grünschnitt aus dem Garten transportieren kann – und mit dem man bei Bedarf auch bequem in den Camping-Urlaub fahren kann.

Die X-Klasse ist ein echter Lifestyle-Truck

Auch wenn Mercedes-Benz mit der M-Kasse und natürlich mit der unsterblichen G-Klasse bereits einige Arbeitstiere der besonderen Art in seinem Portfolio hat, war der erste Pick-up eine designtechnische Herausforderung. Auf dem Genfer Autosalon 2017 zeigten die Designer und Ingenieure mit dem Konzept X-Class eine erste Version, die bereits einen ziemlich konkreten Ausblick auf die spätere X-Klasse ermöglichte. Die heutige Serienversion wirkt etwas dezenter und weniger aggressiv. Die Front ist mit den breiten Kühlerrippen und dem darin eingebetteten Stern macht ihn unverkennbar zu einem Mercedes-Benz. Dahinter folgt die vollwertige Doppelkabine, deren hintere Fenster-Unterkante mit einem kessen Knick nach oben gezogen wurde, um dem Ganzen etwas mehr keilförmige Dynamik zu geben.

Wie bei geländegängigen Pick-ups üblich, ist die Ladefläche ein separates Element, dem die Designer am Spalt zur Passagierkabine durch eine kleine Biegung ein wenig die Strenge nahmen. Und auch wenn die senkrechten Rückleuchten mit der ebenso geraden Heckklappe ziemlich dem Prinzip „Form follows Function“ entsprechen, kann man der X-Klasse durchaus attestieren, dem selbstgesteckten Motto „so aufsehenerregend gestylt, dass Sie auch im Großstadtdschungel auffallen werden“ gerecht zu werden. Die X-Klasse ist ein echter Lifestyle-Truck. Allerdings einer, der anders als viele Konkurrenten dieser Größenklasse, wie etwa der Ford Ranger, nur mit Doppelkabine erhältlich ist. Anderthalb- bzw. Einzelkabinen, wie sie bei anderen Herstellern üblich, gibt es bei der X-Klasse (noch) nicht.

Wie geländegängig ist die X-Klasse?

Laut Hersteller ist die X-Klasse ein vollwertiger Geländewagen. Um dem gerecht zu werden, setzten die Ingenieure auf den klassischen Leiterrahmen, der in Kooperation mit Nissan entstand. Vorne kommen Einzelradaufhängungen mit doppelten Querlenkern zum Einsatz, hinten arbeitet, dem Gelände und der Beladung geschuldet, eine Starrachse. Allerdings mit Schraubfedern und nicht, wie jenseits des großen Teichs teils oft üblich, mit Blattfedern. Von dieser Kombination darf man zwar keine Straßenlage-Wunder erwarten, allerdings muss auch immer bedacht werden, dass es sich im Kern um ein Nutzfahrzeug handelt.

Serienmäßig wird die X-Klasse mit Sechsganggetriebe ausgeliefert. Wer mag, kann allerdings auch die 4MATIC genannte Siebengang-Allrad-Version ordern. Die gestattet es bis zu 100 km/h, auf Knopfdruck die Kraftverteilung von 100 Prozent auf der Hinterachse zu 50/50 zu wechseln. High/Low-Allrad sind bei 4MATIC Standard, auf Wunsch kann ein sperrbares Hinterachs-Differenzial der X-Klasse noch mehr Geländegängigkeit verleihen.

Motor zum Marktstart nur ein 2,3-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel

Zum Marktstart ist die Auswahl bei den Motoren noch etwas übersichtlich. Momentan offeriert Mercedes-Benz dem Kunden lediglich einen 2,3 Liter Vierzylinder Turbodiesel, den man wahlweise als X220d mit 162 PS oder X250d mit 190 PS ordern kann. In Anbetracht der Tatsache, dass der Pickup mit 1,1 Tonnen Zuladung ein zulässiges Gesamtgewicht knapp unterhalb der 3,5-Tonnen-Schmerzgrenze hat, über der es nur mit LKW-Führerschein weitergeht, sind jedoch auch diese Basismotoren mit 403, respektive 450 Newtonmetern Drehmoment durchaus potent. Im Sommer 2018 soll aber auch ein Sechszylinder als X350 folgen, in dem dann ein 258 PS starker 3,0-Liter-V6-Turbodiesel aus dem Pkw-Programm von Mercedes-Benz zum Einsatz kommt. Dieser bringt seine Kraft dann mit Sieben-Gang-Automatik und permanentem Allradantrieb auf die Straße.

Drei Ausstattungslinien stehen zur Auswahl

Die Preise für die Modelle der Mercedes-Benz X-Klasse beginnen bei 37.300 Euro. Bei den Ausstattungslinien kann man zwischen drei Optionen wählen. In der Basisversion namens Pure erhält man unlackierte Stoßfänger und 17-Zoll-Stahlfelgen. Bei der technischen Ausstattung muss man kaum Abstriche machen: mit zahlreichen Assistenzsystemen, großem Zentralbildschirm und Online-Modul mit eingebauter SIM-Karte ist alles an Board was gebraucht wird. Allerdings sind einige Kunststoffteile in weniger schönen Hartplastik ausgeführt. Wer darauf verzichten möchte, muss zur Ausstattungsvariante Progressive wechseln. Diese bietet ein aufgewertetes Interieur, teillackierte Stoßfänger, schwarze Stoffpolster und 17-Zoll-Alu-Räder. Die Spitzenausstattung trägt den Namen Power. Hier kommen im Innenraum genähtes Kunstleder sowie Dekorelemente mit Aluminium- oder Holzoptik zum Einsatz. Zudem darf sich der Käufer über 18-Zoll-Alufelgen, verschiedene LED-Beleuchtungselemente und eine aufgewertete Frontschürze freuen.